Iditarod verzerrt im Spiegel

Vom Spiegel-Artikel über Silvia Furtwänglers Teilnahme am Iditarod in der aktuellen Ausgabe sind wir etwas enttäuscht. Es ist wichtig, dass ein Autor bzw. eine Autorin ein Thema von verschiedenen Seiten beleuchtet und sowohl Befürworter als auch Kritiker zu Wort kommen lässt. Aber bei diesem Artikel wird sowohl durch das verwendete Vokabular als auch durch den Ton ein eher negatives Bild der Schlittenhundesports gezeichnet. Auf der einen Seite ist es natürlich erfreulich, dass über diesen Sport berichtet wird, aber auf der anderen Seite ist der Artikel leider mit faktischen Fehlern gespickt, die auf eine mangelhafte Recherche hindeuten.

„Über ein Dutzend Musher brachen in Anchorage auf…“

1925 sind nicht „über ein Dutzend Musher“ in Anchorage aufgebrochen, um das Serum nach Nome zu transportieren. Das Serum wurde mit Hilfe eines „Staffellaufs“ von 20 Mushern von Nenana nach Nome transportriert.

„Dem Führungshund der Gespanne, Balto…“

Balto war nicht der „Führungshund der Gespanne“. Es gab nicht einen Hund, der alle Gespanne anführte sondern Balto war der Leithund des Gespanns von Gunnar Kaasen, das die letzte Etappe fuhr und somit Nome erreichte.

„Nicht wenige verenden…“

Über die Hunde wird geschrieben, dass „nicht wenige verenden“. Das ist ein typisches Voruteil, das eine übertriebene Darstellung der Tatsachen ist. Auch wenn die offizielle Zahl von 142 toten Hunden seit 1973 (durchschnittlich 3,7 pro Jahr) enorm erscheint und keinesfalls als Nebensächlichkeit abgetan werden darf, muss man diese in Relation zur Gesamtanzahl der Hunde sehen, die bisher teilgenommen haben. Jährlich nehmen ca. 1000 Hunde am Rennen teil und bei den letzten zwei Rennen gab es keinen einzigen Todesfall. Daran erkennt man, dass nach dem tragischen Tod von sechs Hunden beim Rennen im Jaher 2009 entsprechende Konsequenzen gezogen wurden.

Außerdem hätte sich der in Whitehorse lebenden, gebürtige Deutsche, Sebastian Schnülle, der schon mehrfach an dem Rennen teilgenommen hat, sicherlich über eine Erwähnung gefreut.

Von einem der führenden, wenn nicht sogar dem führenden Nachrichtenmagazin Deutschlands sollte man erwarten, dass die Artikel gründlicher recherchiert werden. Was sollen wir denn über die anderen Artikel denken, über deren Thema wir weniger Fachwissen haben.

Wer mehr über das Iditarod erfahren möchte, findet die wichtigsten Informationen in englischer Sprache auf der offiziellen Website des Rennens (iditarod.com) oder auf der inoffiziellen deutschsprachigen Iditarod-Website (iditarod-race.de).

Über Michael Grosch

Michael Grosch studierte Amerikanistik und Geografie in Erlangen. Auf seiner ersten Reise durch Alaska und den Yukon im Jahre 1995 und während eines Auslandssemesters an der University of Alaska Fairbanks im darauf folgenden Jahr wurde seine Leidenschaft für den nördlichsten US-Bundesstaat entfacht. Seither kehrt er immer wieder für längere Reisen in den hohen Norden Nordamerikas zurück.
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1 Antwort zu Iditarod verzerrt im Spiegel

  1. Guenther sagt:

    Jupp,
    das der Racemarshall zuerst wegen seiner Körperfülle erwähnung findet grenzt schon an Diskriminierung. Ebenso schlampig ist die Erwähnung des Quest`s. Kein LD Musher wird den YukonQuest als Aufgalopp für den Idi nutzen. Einzig Hans Gatt hat (2009?) seine jungen Hunde in Dawson rausgenommen und dort das Rennen beendet. Auch in Hinblick auf den Iditarod.

    Sebastian Schnülle kommt leider viel zu wenig in den „Großen“ Medien vor.
    Er und Sein Teamdog Austin (nun auf der Couch im Ruhestand) waren für mich immer Aushängeschilder des Mushingsports.
    gruss bg

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