Alaska Highway

Der Alaska Highway ist neben der Route 66 die berühmteste Straße Nordamerikas. Einst eine holprige Schotterpiste für Militärfahrzeuge, ist er heute auf seiner Gesamtlänge von knapp 2.300 Kilometern fast komplett asphaltiert. Das Reisen auf dem „Alcan“, wie der Highway in Anfangstagen hieß, hat damit zwar größtenteils seinen Schüttel-Rüttel-Charme verloren, aber wer würde sich ernsthaft über den gewonnenen Reisekomfort beschweren?

Karte

Wegbeschreibung

Daten

  • Start: Dawson Creek, British Columbia, Kanada
  • Ende: Delta Junction, Alaska, USA
  • Länge: 2.288 km oder 1.422 Meilen
  • Bauzeit: 9. März 1942 bis 25. Oktober 1942
  • Wichtige Orte an der Strecke: Dawson Creek, Fort St. John, Fort Nelson, Watson Lake, Whitehorse, Haines Junction, Tok, Delta Junction

Geschichte

Unglaublich, aber wahr: In gerade mal acht Monaten wurde der Alaska Highway zwischen Dawson Creek in British Columbia und der Kleinstadt Delta Junction in Zentralalaska (Alaska Interior) sozusagen aus dem Boden gestampft. Diese äußerst kurze Bauzeit liegt in den historischen Umständen begründet – der japanische Luftangriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 hatte den USA die Verletzlichkeit ihrer pazifischen Territorien – und somit auch Alaskas – schmerzlich bewusst gemacht.

US-Präsident Roosevelt ordnete deshalb bereits im Februar 1942 den Bau des „Alcan“ – des „Alaska-Canada Highway“ – an, ausgelegt zur rein militärischen Nutzung. Die neue Verkehrsader sollte die infrastrukturelle Lücke zwischen dem kanadischen Eisenbahnort Dawson Creek und dem alaskanischen Anschlusspunkt Delta Junction zum bereits bestehenden Richardson Highway nach Fairbanks schließen. Ein Mega-Projekt: Im Juni ’42 arbeiteten über 10.000 amerikanische Soldaten zusammen mit Zivilisten sieben Tage die Woche an der Fertigstellung.

Eile war in der Tat geboten, denn noch im selben Monat besetzten japanische Truppen Teile der Aleuten im Südwesten der Alaska Halbinsel. Es war die erste Landung feindlicher Streitkräfte auf amerikanischem Boden seit 130 Jahren. Bereits am 25. Oktober 1942 waren die Arbeiten am „Alcan“ abgeschlossen, im November folgte die offizielle Einweihung. 1948, drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, wurde der Alaska Highway für den öffentlichen Verkehr freigegeben.

Straßeneigenschaften

Das Reisen auf dem Alaska Highway ist seit 1948, seiner Freigabe für den öffentlichen Verkehr, ungleich komfortabler geworden. Interessant: Heute ist er aufgrund veränderter Streckenführung circa 56 Kilometer (35 Meilen) kürzer als in den 40er-Jahren. 1992, pünktlich zum 50. Jahrestag des Highway-Baus, war dann endlich auch das letzte Stück Schotterpiste (gravel road) asphaltiert.

Trotz aller Maßnahmen zur Verbesserung und Instandhaltung sind die Highways in Alaska und British Columbia generell nicht vergleichbar mit deutschen Autobahnen. Ihre bloße Länge und die zum Teil extremen klimatischen Bedingungen lassen eine gleichbleibende Qualität des Belags nicht zu und erfordern ein fortwährendes Flicken und Ausbessern, weshalb man als Kfz-Reisender immer wieder mit Baustellen und Schlaglöchern Bekanntschaft macht. Auf den fast 2300 Kilometern zwischen Dawson Creek und Delta Junction zeigt sich der Alaska Highway mal mit glattem Gesicht, dann wieder von einer schroffen, unebenen Seite mit Frostbeulen und Schotterflecken. Vorsicht ist also zu jeder Zeit geboten – nicht zuletzt natürlich auch wegen der kreuzenden Wildtiere.

Der „Milepost“-Reiseführer hat sich die Mühe gemacht, die Straßenverhältnisse (road conditions) des Alaska Highway zusammenzufassen und in zwei Spalten zu pressen. Eine grobe, aber nützliche Übersicht, die einen ersten Eindruck vermittelt. Ungeachtet dessen ist es jedoch jedem Reisenden zu empfehlen, vor Antritt der Fahrt die aktuellen Meldungen zum Zustand des Highways im Internet zu checken oder telefonisch zu erfragen. Nützliche Links und Rufnummern finden sich auf www.milepost.com unter „Road Conditions“. Zusätzlich sollte man jede Rast für einen informativen Plausch mit anderen Reisenden nutzen.

Grundsätzlich gilt: Nehmen Sie sich Zeit! Speziell auf der Passage durch die Rocky Mountains herrschen beengte Straßenverhältnisse mit nur wenigen Überholmöglichkeiten. Wer hier rast, riskiert nicht nur einen Unfall, sondern verschmäht auch die atemberaubende Kulisse, etwa am Summit Pass, der mit knapp 1300 Metern die höchste Erhebung auf der Strecke darstellt.

Auf Reisen

Der Alaska Highway ist das ganze Jahr für Globetrotter geöffnet. Das gilt jedoch nicht automatisch für jede Versorgungsstation. Planen Sie sicherheitshalber Ihre Tank-Stopps bereits im Vorfeld und informieren Sie sich, welche Services nur saisonal oder nur zu gewissen Tageszeiten verfügbar sind. Zwar findet man Tankstellen in jedem größeren Ort sowie an den meisten Raststätten (roadhouses), doch auf manchen Teilstrecken kann die Distanz zwischen zwei Zapfsäulen schon mal über 200 Kilometer betragen, vor allem während der eingeschränkten Services außerhalb der Hauptsaison. Ein voller Reservekanister trägt somit durchaus zu einer entspannten Reise bei.

Als besondere Herausforderung hält der Alaska Highway seine Streckenbeschilderung bereit. In Kanada gibt es für deutsche Reisende keine Probleme, solange sie sich an den Kilometer-Angaben und nicht an den historischen Meilensteinen orientieren. Nach mehrmals geänderter Streckenführung seit den 40er-Jahren entsprechen die historischen Meilenangaben nämlich seit Langem nicht mehr den tatsächlich gefahrenen Distanzen. Im „Milepost“-Reiseführer wird aus diesem Grund generell zwischen „physical miles“, den tatsächlichen Meilen, und den „historic“ bzw. „historical miles“, den traditionellen bzw. nostalgisch geprägten Meilen, unterschieden.

Zu guter Letzt sollte noch das Wetter seine Erwähnung finden. Mit Überraschungen muss man, wie bei den „Road Conditions“, jederzeit rechnen. Deshalb tut man gut daran, sich ständig auf dem Laufenden zu halten. Hervorragend und stets aktuell informiert bleibt man über das Autoradio, telefonisch oder über das Internet (z.B. http://www.weatheroffice.gc.ca/canada_e.html).

Winter-Reisende können ihr ganz besonderes, von Schneelandschaften und klirrender Kälte begleitetes Erlebnis unbeschwert genießen, wenn sie folgende Punkte beachten: Fahren Sie noch langsamer und aufmerksamer! Sorgen Sie für den Ernstfall vor, falls das Auto liegenbleibt, d.h. unbedingt warme Kleidung, Abschleppseil, Überbrückungskabel mitnehmen.

Über Michael Grosch

Michael Grosch studierte Amerikanistik und Geografie in Erlangen. Auf seiner ersten Reise durch Alaska und den Yukon im Jahre 1995 und während eines Auslandssemesters an der University of Alaska Fairbanks im darauf folgenden Jahr wurde seine Leidenschaft für den nördlichsten US-Bundesstaat entfacht. Seither kehrt er immer wieder für längere Reisen in den hohen Norden Nordamerikas zurück.
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